Prof. Dr. Bernd Mühlfriedel wurde in Coburg vom Bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle für sein Lehrkonzept „Unternehmerische Kompetenzen“ geehrt. Mühlfriedel ist seit 2013 an der Hochschule Landshut in der Fakultät Betriebswirtschaft für die Lehrgebiete Unternehmensgründungen, Entrepreneurship und Management von KMU verantwortlich.
Sein preisgekröntes Konzept erstreckt sich über drei Semester, es bindet Studierende aus drei Fachrichtungen (BWL, Informatik, Wirtschaftsinformatik) ein. Die Studierenden entwickeln eigene Geschäftsideen und –modelle, schreiben die Businesspläne, und versuchen sie unter dem Dach der – ebenfalls von Studierenden geführten und komplett selbst verwalteten echten Firma „Campus Company Landshut UG“ umzusetzen.
Der Preis für herausragende Lehre an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften wird alle zwei Jahre nach einer Jury-Entscheidung in den zwei Kategorien "Einzelpreis" und "Projektpreis" vergeben. Die Auszeichnung belohnt Initiativen, die über die eigene Fachrichtung hinausgehen und die Anforderungen im späteren Beruf mit einbeziehen.
Prof. Dr. Bernd Mühlfriedel verrät, was er an der Lehre liebt - und was ihn eher stört.
Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Ihrem Lehrkonzept?
Die extreme Nähe zur Praxis und die Freiheit für die Studierenden, ihre eigenen Geschäftsideen innerhalb eines risikoarmen Rahmens unter Anleitung erfahrener Dozenten verwirklichen zu können.
Die Studierenden des Faches "Unternehmerische Kompetenzen" starten alle mit dem Anspruch, ihre Geschäftskonzepte tatsächlich auch umzusetzen. Das können sie im Rahmen der real existierenden
Campus Company Landshut UG (haftungsbeschränkt) auch tun. Damit sind wir bisher in Deutschland noch einzigartig. Wir müssen als Kurs alle Dinge tun, die ein normales Unternehmen auch
erledigen muss: Rechnungen schreiben und verbuchen, Geld eintreiben, uns vermarkten, aus den Studierenden zwei Geschäftsführer bestellen, eine Gesellschafterversammlung abhalten, einen
Jahresabschluss und eine Steuererklärung erstellen, uns gegen Angriffe von Wettbewerbern wehren, und viele andere Dinge mehr. Dadurch erfahren die Studierenden, was es heißt, tatsächlich als
Unternehmer im Geschäftsleben zu stehen. Und Unternehmertum kann man nicht ausschließlich im Hörsaal lernen. Man muss es selbst erfahren.
Was ist für Sie das Wichtigste bei der Arbeit mit Studierenden?
Dass die Studierenden der Meinung sind, dass die Zeit mit mir wertstiftend ist. Dabei ist es egal, ob Lehrveranstaltung, Sprechstunde, Betreuung einer Abschlussarbeit oder Exkursion. Ich
betrachte die Studierenden als meine Kunden, die ich für unser Land als meinen Auftraggeber bestmöglich auszubilden und in gewisser Hinsicht auch zu erziehen habe.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf am meisten?
Das Feedback, das Sie entweder direkt von den Studierenden oder indirekt anhand ihrer Entwicklung bekommen. Es sind für mich immer die schönsten Momente, wenn sich ein Studierender – manchmal
auch nach längerer Zeit – bei mir meldet, um mir zu sagen, was aus ihm geworden ist und wie sehr ihm meine Lehrveranstaltungen dabei geholfen haben oder wie bereichernd er diese empfunden
hat. Das gleiche Glücksgefühl habe ich auch immer, wenn ich beobachten darf, wie sehr meine Studierenden sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht gereift sind. Als Dozent
erleben Sie ja immer wieder, wie im ersten Semester gerade volljährig gewordene junge Menschen zu uns kommen. Dann miterleben zu können, wie im Verlauf des Studiums aus diesen häufig noch
unselbständigen, unsicheren Jugendlichen junge Erwachsene reifen, die selbstsicherer und selbständiger ins Berufsleben starten, ist etwas sehr Befriedigendes.
Gibt es auch etwas, das Sie nicht mögen?
Gerade als Professor für Entrepreneurship, der unternehmerisch denkt und handelt, stößt man immer wieder an die engen Grenzen des verwaltungsrechtlichen Korsetts einer öffentlichen
Institution. Dabei geht leider viel Energie verloren und die Motivation leidet. Das heute ausgezeichnete Lehrkonzept ist ein gutes Beispiel dafür. Da die für das Aufsetzen und auch den
laufenden Betrieb der Campus Company anfallenden Kosten beispielsweise für Notar, Handelsregister und IHK nicht unter die für eine öffentliche Hochschule erlaubten Kostenkategorien fallen,
mussten meine Kollegen und ich diese aus eigener Tasche zahlen. Das haben wir gerne getan. Allerdings ist es naiv anzunehmen, dass alle zu jedem Zeitpunkt dazu bereit sein werden. Inzwischen
haben unsere Studierenden selbst eine unternehmerische Lösung gefunden, wie wir die laufenden Kosten aus eigener Kraft finanzieren können. Das hat mich dann wieder stark motiviert, denn das
war Unternehmergeist live. Trotzdem sollte man Systeme nicht an den wenigen schwarzen Schafen ausrichten, die eingeräumte Freiheiten missbrauchen. Dadurch erstickt man sehr viel Energie und
Kreativität der motivierten Mehrheit und das ist meines Erachtens kein nachhaltig erfolgreicher Ansatz. Als grundsätzlich optimistischer Mensch glaube ich aber an die Reformkraft und
fähigkeit unseres Hochschulsystems, so dass hoffentlich auch die Unterstützung solcher ungewöhnlicher Lehrkonzepte wie der Campus Company aus Haushaltsmitteln in Zukunft möglich sein wird.